Straßenaktion: ÖGB, GBH und Nosso Jogo fordern ein Ende des Massensterbens auf den Baustellen für die Fußball-WM
In nicht einmal 50 Tagen startet die Fußball-WM in Brasilien. 2022 soll die WM in Katar stattfinden. Dort werden Bauarbeiter wie Sklaven gehalten. Schon jetzt gibt es 1.200 tote Bauarbeiter bei den vorbereitenden Baumaßnahmen. Auf diese Zustände machten GewerkschafterInnen am Montag aufmerksam: Vor der Botschaft von Katar wurde für jeden einzelnen der getöteten Arbeiter ein Bauhelm sowie ein Kranz mit der Zahl der Getöteten niedergelegt. Eine Petition an den Premierminister von Katar, diese unhaltbaren Zustände zu beenden, wurde in der Botschaft übergeben. Auch in Brasilien kamen bereits Menschen beim Stadienbau ums Leben, 170.000 Menschen sind von Zwangsumsiedlungen betroffen. Die Petition von „Nosso Jogo – Initiative für globales Fair Play“ fordert faire Bedingungen bei allen sportlichen Großveranstaltungen ein – von Brasilien bis Katar!
GBH-Muchitsch: Keine WM auf blutiger Erde
2010 bekam Katar von der FIFA den Zuschlag zur Ausrichtung der Fußball-WM 2022. Bereits 2011 hat der Bau von Hotels, Straßen und weiteren Infrastrukturen begonnen. Die Errichtungen der ersten Stadien sind geplant. Ohne Vergabe der WM an Katar wäre dieser Bauboom nicht ausgelöst worden. Die Kehrseite: „Bei den Bautätigkeiten mussten seit 2011 bereits 1.200 Bauarbeiter sterben. Alle Aufforderungen, die untragbaren Zustände bei den Arbeitsbedingungen zu beenden und die Rechte der Arbeitsmigranten zu stärken, blieben erfolglos. Verbessert hat sich nichts, seitens der FIFA wurden nur leere Versprechen gemacht. Alleine in den letzten zwei Monaten starben 62 Arbeiter in Katar“, sagte Josef Muchitsch, Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH): „Bei den Gladiatorenkämpfen im alten Rom mussten Menschen bei ‚Brot und Spielen‘ zur Belustigung des Volkes sterben. 2.000 Jahre später sterben täglich Menschen auf Baustellen und in Arbeitslagern für die Fußball-WM. Solange in Katar täglich Arbeiter sterben, werden wir diesen Wahnsinn mit weiteren Aktionen aufzeigen. Kein Fußballfan oder Profifußballer darf akzeptieren, dass eine Weltmeisterschaft ‚auf blutiger Erde‘ ausgetragen wird“, sagte Muchitsch.
ÖGB-Achitz: Situation unwürdig für reichstes Land der Welt
Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB, erinnerte, dass es auch anders geht: „Für die WM 2018 in Russland kamen bisher fünf Menschen ums Leben, für die WM in Südafrika 2010 waren es zwei getötete Arbeiter. Also sehr weit weg von den 4.000 Toten, die in Katar befürchtet werden. Aber wirklich zufrieden können wir erst sein, wenn alle Großveranstalter das schaffen, was London bei den Olympischen Spielen 2012 gelungen ist: Null getötete Arbeiter.“ In Katar sterben die Arbeiter überwiegend nicht an Arbeitsunfällen, sondern an Herzinfarkten. Achitz: „Grund dafür sind die unerträgliche Hitze sowie die mangelnde Versorgung mit Wasser während der Arbeitszeit. Die zweithäufigste Ursache sind Suizide. Die Situation in Katar ist absolut unwürdig für das reichste Land der Welt.“ Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) hat daher die Kampagne www.rerunthevote.org auf die Beine gestellt, denn „wenn Katar nicht sehr schnell einlenkt und weitere tödliche Arbeitsunfälle verhindert – dann ist bis 2022 noch mehr als genug Zeit, um Katar die WM wegzunehmen. Dann muss über einen neuen Austragungsort abgestimmt werden!“
Die FIFA muss ihre Verantwortung für die Arbeiter wahrnehmen
Dennis Mimm, Profifußballer und Vertreter der Vereinigung der Fußballer (VdF) bei der Kundgebung vor der katarischen Botschaft, erinnerte daran, dass der internationale Fußballverband FIFA einer der „reichsten und mächtigsten Verbände der Welt ist. Als solcher hat die FIFA auch eine große Verantwortung für die ArbeiterInnen – und dieser Verantwortung muss sie auch nachkommen. Dafür müssen auch wir als Spieler uns einsetzen. Es darf nicht sein, dass im internationalen Profifußball die Menschlichkeit aufs Spiel gesetzt wird.“
Nosso Jogo: WM- und Olympia-Veranstalter an Menschenrechte binden
„In 45 Tagen startet die Fußball-WM 2014 in Brasilien. Auch in Brasilien kamen bereits ArbeiterInnen beim Stadienbau ums Leben, 170.000 Menschen sind von Zwangsumsiedlungen betroffen. Deshalb starten wir heute auch gemeinsam mit dem ÖGB die Petition von ‚Nosso Jogo – Initiative für globales Fair Play‘. ‚Nosso Jogo‘ heißt ‚unser Spiel‘ auf portugiesisch. Und das deshalb, weil die WM auch unser Spiel sein muss, das Spiel der ArbeitnehmerInnen. Wir fordern damit faire Arbeitsbedingungen, einen Stopp der Zwangsumsiedlungen und die Einhaltung der Menschenrechte bei allen sportlichen Großveranstaltungen ein, bei Fußball-Weltmeisterschaften ebenso wie bei Olympischen Spielen – von Brasilien bis Katar!“, erklärt Stefan Grasgruber-Kerl von Nosso Jogo – Initiative für globles Fair Play. Gemeinsam mit dem ÖGB fordert die Nosso-Jogo-Petition die Aufnahme bindender internationaler Arbeits- und Menschenrechtsbestimmungen in die Vergabekriterien und den Verhaltenskodex der FIFA und in die Olympische Charta sowie in die jeweiligen Durchführungsvereinbarungen für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele.
Fotos von der heutigen Aktion in druckfähiger Auflösung stehen zur Verfügung unter: https://www.flickr.com/photos/oegb/sets/72157644377280582/
Die Petition von Nosso Jogo – Initiative für globales Fair Play kann unterzeichnet werden unter www.nossojogo.at
Rückfragehinweis:
Christine Esterbauer
Nosso Jogo – Initiative für globales Fair Play
Tel.: 01 405 55 15 331
Mobil: 0650 52 33 528
E-Mail: christine.esterbauer@suedwind.at
www.nossojogo.at
Florian Kräftner
ÖGB-Kommunikation
Tel.: 01 53 444 39 264
Mobil: 0664/301 60 96
E-Mail: florian.kraeftner@oegb.at
www.oegb.at
„Nosso Jogo – Initiative für globales Fair Play“ ist eine Kooperation von FairPlay-VIDC, Frauensolidarität, Globalista, Jugend Eine Welt, Lateinamerika-Institut und Südwind.
Neben den sechs Trägerorganisationen beteiligen sich über 30 Partnerorganisationen aus den Bereichen Kultur, Entwicklungspolitik, Sport und Umwelt an der Initiative. „Nosso Jogo“ wird mit finanzieller Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt.